Heinrich Campendonk
Mann mit Blume
1918
Öl auf Leinwand
60 x 56 cm
Stedelijk Museum,
Amsterdam

Während seine Bilder in ihrem Stimmungsgehalt ganz von poetisch fantasievollen Empfindungen und seltsam verspronnenen Vorstellungen bestimmt werden, sind sie in ihrer fomalen Struktur von einem bis ins kleinste Detail genau und klar präzisierenden Gestaltungswillen beherrscht, der dem zufälligen, Unbestimmten und vage Angedeuteten keinerlei Spielraum lässt...", schrieb ein Biograf (M.T. Engels) über die Werke des zeitweiligen "Blaue Reiter"-Mitglieds Heinrich Campendonk (3.11.1889 - 9.5.1957).
Beide Kriterien sind auch bei dem abgebildeten Werk zu beobachten. Der Maler hat zwar ein höchst gegenständliches Thema gewählt - einen Mann, der eine Blume in den Fingern der linken Hand hält -, doch zugelich wirkt die Szene irreal, wenn nicht surreal. Die aufgerissenen, starrenden Augen des Mannes lassen an einen Trance- oder Traumzustand denken. Auch die Blume ist offensichtlich Ausgeburt eines Traumes, so wenig gleicht sie bekannten Arten. Der Hintergrund mit seinen geometrischen Formen stammt aus einer anderen Kunstströmung, dem Konstruktivismus oder zumindest der abstrakten Malerei Wassily Kandinskys. Campendonks farbige Welt ist traumhaft und zugelich bewusst konstruiert.